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Eine inzwischen überraschend gut erforschte Maßnahme gegen Alltagsstress ist der achtsame Aufenthalt in der Natur. Die Präventivmaßnahme ist auch bekannt unter dem Wellness-Trend „Waldbaden“ – es wird dabei also nicht nur spaziert, sondern buchstäblich in den Wald eingetaucht. Eine recht spezielle Form des Waldbadens ist das Bäumeumarmen, bei dem der Kontakt mit der Natur genauso eng ist, wie es sich anhört.

Stress kann dich überall erwischen: auf der Arbeit, in der Schule und natürlich auch im privaten Leben. Und seit Ausbruch der Corona-Pandemie steigt der Stresspegel auch hier in Deutschland stetig an. Die Krankenkassen erklären, dass vor allem Familien mit Kindern durch Kita- und Schulschließungen während der Lockdown-Phasen besonders gestresst waren (59 Prozent). Das geht unter anderem aus den Kernaussagen einer Forsaumfrage zur Belastung der Menschen durch die Corona-Pandemie hervor, beauftragt von der Techniker Krankenkasse (TK) jeweils im Mai 2020 und März 2021.

Doch es gibt Wege aus der Stressfalle: Eine gute und bewährte Hilfe dagegen ist das Bäumeumarmen – also der achtsame Kontakt zur Natur. Doch woran liegt das?

 

 

Was ist Stress eigentlich genau?

Um zu verstehen, wie die Natur unser Stresslevel senken kann, nützt es zu verstehen, wie negativer Stress eigentlich genau entsteht.

Stress ist in erster Linie eine Reaktion auf eine psychische oder physische Belastung. Dazu kann der kontinuierliche Leistungsdruck am Arbeitsplatz gehören, oder es ist eine akute Gefahrensituation, die dich stresst. Sobald ein stressiger Zustand entsteht, wird unsere Amygdala aktiv. Die ist Teil des limbischen Systems, also eine Zusammenfassung verschiedener Hirnareale, die unsere Gefühle reguliert. Wenn die Amygdala aktiv wird, werden in deinem Denkapparat Adrenalin und das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet. So versucht der Körper dich in Alarmbereitschaft zu versetzen, damit du in der stressigen Situation leistungsfähiger reagieren kannst. Folgt danach keine Phase der Entspannung, kann eine dauerhafte Stressbelastung entstehen. Und das wiederum könnte langfristige, negative Konsequenzen haben. Die Symptome von Dauerstress können bei erhöhten Blutzuckerwerten anfangen und bis zu Depressionen führen.

Es gilt also: Wer ungesunden Stress nicht vermeiden kann, braucht einen Ausgleich.

Der Alltagsstress kann jeden erwischen.

 

„Terpene (…)fördern die Aktivität jener natürlichen Killerzellen im menschlichen Körper, die Viren und (potenzielle) Krebszellen bekämpfen.“

Clemens G. Arvay, der Autor von „Der Biophilia-Effekt – Heilung aus dem Wald“

 

Stresspegel senken durch Zeit in der Natur

Eine Maßnahme, um Stress auszugleichen und wirkungsvoll zu reduzieren, ist der Kontakt zur Natur. Besonders der erdige Geruch des Waldes und das Zwitschern der Vögel führen bei den allermeisten dazu, dass sie zur Ruhe kommen. Die vielen verschiedenen Sinneseindrücke, die wir aufnehmen, tragen dazu viel bei. Einer Studie der Universität Michigan zufolge, können bereits 20 Minuten täglich verbrachter Zeit in der Natur helfen, das Stresshormon Cortisol zu reduzieren.

Eine weitere Möglichkeit, die auch du ganz einfach umsetzen kannst, ist es Bäume zu umarmen. Wenn wir Bäume umarmen, berührst und fühlst du besonders die Baumrinde. Diese enthalten Terpene, Stoffe, mit denen Pflanzen Botschaften austauschen, und die unser Immunsystem stärken und sogar vorbeugend gegen Krebs wirken sollen.

Clemens G. Arvay, der Autor von „Der Biophilia-Effekt – Heilung aus dem Wald“, schreibt[MK1]  dazu, dass „Terpene (…)die Aktivität jener natürlichen Killerzellen im menschlichen Körper (fördern), die Viren entfernen und Krebszellen sowie potenzielle Krebszellen bekämpfen“. Der österreichische Biologe nimmt bei seiner Interpretation der Ergebnisse auch auf Forschungsergebnisse der Nippon Medical School in Tokyo Bezug. In seinen Arbeiten erklärt er das Verhältnis zwischen Natur und Gesundheit. Vom Geruch von Terpene können Menschen Aryay zufolge aber schon ganz einfach profitieren, wenn wir einfach im Wald und umgeben von der duftenden Waldluft sind. Wer keine Bäume umarmen will, der profitiert schon von einem simplen Spaziergang oder einem Picknick im Wald.

Der achtsame Aufenthalt im Grünen und umgeben von Bäumen hat sich heute bis zum Wellness-Trend gesteigert: Der kommt aus Japan, und nennt sich „Waldbaden“.

 

 

„Waldbaden wirkt rein präventiv, ist also eine Maßnahme allgemeiner Gesundheitsvorsorge.“

Gisela Immich, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München

 

„Waldbaden“ – nur ein Trend für Ökofreaks?

„Waldbaden“, aus Japanisch „Shinrin Yoku“ genannt, ist dort eine anerkannte Naturtherapie. Entstanden ist die bereits im Jahr 1982. Kern der Maßnahme ist, die Natur beim Aufenthalt im Wald mit allunseren Sinnen zu erleben und zu genießen. Wie man es fernöstlichen Kulturen gerne nachsagt, ist es dabei elementar, die Umwelt achtsam wahrzunehmen. Und dazu reicht wie gesagt schon ein kurzer Aufenthalt im Wald, umgeben von möglichst vielen Bäumen.

Viele Erkenntnisse zum Waldbaden stammen aus den Universitäten in Japan, in denen „Waldmedizin“ ein anerkanntes Forschungsgebiet ist. Intensivere Formen des „Waldbadens“, die sich auch in Europa immer größerer Beliebtheit erfreuen, sind das direkte Umarmen von Bäumen oder eine ausgiebige Meditation im Wald. Wie lange im Wald „gebadet“ wird, kannst du dir aber immer nach deinen eigenen Bedürfnissen aussuchen.

Die erforschten positiven Effekte wie die Senkung des Blutdruckes bewegen immer mehr Ärzt*innen dazu, sogenannte Waldtherapien zum Beispiel gegen Burn-out auch auf Rezept zu verschreiben. Gisela Immich, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München, betont bei diesem Ansatz allerdings, Waldbaden wirke vor allem präventiv, sei also eine Maßnahme allgemeiner Gesundheitsvorsorge. Das spricht doch dafür.

In Deutschland ist das Waldbaden schon heute ein Teil des „Lübecker Modell Bewegungswelten“, ein Angebot für ältere Menschen, die mental oder körperlich eingeschränkt sind. Da Waldbaden hier aber aktuell noch nicht als Therapieform anerkannt ist, übernehmen die Krankenkassen auch die Kosten nicht. Dabei gibt es bereits zahlreiche Anbieter, die erholsame Aufenthalte im Wald und geführte Touren anbieten. Waldtraining wird beispielsweise von Michael Dalchow oder an der deutschen Akademie für Waldbaden und Gesundheit angeboten und auch im Hamburger Umland oder in Hessen kannst du Waldbaden.

 

Alternative zum Bäumeumarmen für zu Hause: Zimmerpflanzen aufstellen

Wer keine Zeit oder nicht die Motivation hat, regelmäßige Touren in der Natur zu machen, kann sich alternativ möglichst viele Zimmerpflanzen zu Hause aufstellen.

Zimmerpflanzen dienen nicht nur als Deko. Sie haben auch eine positive Auswirkung auf die Gesundheit.

Schon das Grün nur einer Pflanze in der Wohnung kann eine erste, beruhigende Wirkung auf dich haben. Hinzu kommt, dass bestimmte Zimmerpflanzen die Luftqualität in Innenräumen verbessern können, indem Schadstoffe aus der Luft gefiltert werden. Zudem wird der Sauerstoffgehalt der Raumluft durch einige Pflanzen erhöht. Das kann sogar so gut tun, dass sich unsere Gemütslage verbessert und wir öfter bessere Laune haben. Durch Zimmerpflanzen atmen wir, ähnlich wie bei Bäumen, Stoffe ein, die das Immunsystem stärken und Stress reduzieren. Pflanzen im Zimmer können dir so zu einer positiven Aufwärtsspirale führen. Und übrigens: Der urbane Dschungel für zu Hause ist auch gerade ziemlich angesagt.

Eine Liste geeigneter Zimmerpflanzen findest Du hier.

Eins ist klar: Die Gesundheit ist die Basis, auf der alle anderen Lebensziele aufbauen. Wer öfter mal einem unangenehmen Stress ausgesetzt ist, kann in der Natur oder mithilfe von Pflanzen, ein einfaches und effizientes Mittel finden, Stresssymptome milde zu lindern.

Die Kraft der Natur macht uns stark gegen Krankheiten. Nutzen wir sie!

 

 

Autorin
M. K.

Redaktion/Editorial

Redaktion/Editorial

Hinter der WirHelfen-Magazin-Redaktion verbirgt sich ein kleines Team aus versierten Autor*innen, Fremdsprachen- und Audio-/Video-Profis und genauso auch hochmotivierten Neulingen im Medienbereich: international, divers, interessiert, engagiert, begeistert und – so hoffen wir – auch begeisternd.

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