Seit 2006 bietet der Verein “Rehahunde Deutschland” aus Cammin eine spezielle Ausbildung für Hunde an, die Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen und traumabedingten Erkrankungen helfen.
Assistenzhunde unterstützen Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen, aber auch traumatisierte Soldaten. Sie bieten den Betroffenen Schutz, Sicherheit und helfen bei der Bewältigung des Alltags. Manchmal schaffen sie es sogar Barrieren zu überwinden, die kein Familienmitglied, Therapeut und auch kein Arzt hätte brechen können.
Der Grund: Diese treuen Tiere haben eine einzigartige Art, mit den Kunden zu kommunizieren und eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Dies gelingt ihnen durch ihre Liebe, ihre Unterstützung und ihren über Monate antrainierten Hilfeleistungen.
Ausgebildet, um persönlichen Bedürfnissen gerecht zu werden
Assistenzhunde sind unverzichtbare Helfer für Menschen mit Behinderungen. Sie werden deshalb auf die spezifischen Bedürfnisse des späteren Besitzers oder der Besitzerin hin ausgebildet. Daher können die Anforderungen an den Hund so vielfältig sein wie Behinderungen verschieden sind.
Zu den grundlegenden Aufgaben der Assistenzhunde gehören unter anderem das Öffnen von Türen, das Aufheben von heruntergefallenen Gegenständen, das Bringen des Telefons, das Herausholen der Wäsche aus der Waschmaschine, das Bedienen von Schaltern und das Holen von Hilfe in Notsituationen. Speziellere Aufgaben, wie z.B. die angemessene Begleitung von Kunden im Rollstuhl, werden individuell antrainiert.
Verbindungen, die das Leben verändern
Für Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung ist die Welt mit Autismus-Assistenzhunden an ihrer Seite viel leichter zu begreifen. Sie helfen den Kunden, Beziehungen zu verstehen und aufzubauen, Blickkontakt und Körpersprache zu verbessern und unterstützen bei der Bewältigung von sich automatisch reproduzierenden Verhaltensweisen. Gleichzeitig lassen sie die Umgebung für die Besitzer der Hunde weniger überwältigend und beängstigend erscheinen.
Die Vereinsvorsitzende von “Rehahunde Deutschland”, Astrid Ledwina, erklärt an einem Beispiel, wie besonders die Bindung zwischen dem Kind mit einer Autismus-Spektrum-Störung und dem auch “Assistenzhund” genannten Tier sein kann: “Eine Mutter rief mich an, um mir zu erzählen, wie sich das Leben mit einem Assistenzhund grundlegend verändert hat”, erzählt sie.
Ihr Kind hätte immer wieder eine starke Tendenz zum Weglaufen gezeigt und sich auch geweigert, mit dem ungestümen Rausrupfen von Blumen und Gras aufzuhören, wenn es draußen war. Das Verhalten hatte es nahezu unmöglich gemacht, mit dem Kind spazieren zu gehen. Nachdem das autistische Kind dann aber den Hund bekommen hatte, war es ihm endlich möglich, ruhig und langsam zu laufen.
Auch die Weglauftendenzen werden sanft verhindert, indem es durch spezielle Gurte mit dem Hund verbunden wurde, beschreibt Frau Ledwina die therapeutische Herangehensweise. Und sie fügt hinzu: “Die Mutter war total erleichtert, denn nun konnte sie die Spaziergänge mit ihrem Sohn endlich genießen, wo immer sie wollte.”
Der Hund fungiert also als eine Art verlängerter Arm der Eltern, indem er die nötige Unterstützung und Kontrolle bei plötzlichen Bewegungen bietet und gleichzeitig das Verantwortungsgefühl des Kindes fördert.
Eine andere Geschichte erzählt von einer Familie, zu der ein kleines autistisches Mädchen gehört, das nicht mit anderen kommunizieren wollte. Außerdem war es ihr nur möglich, in eine einzige Richtung zu laufen.
Nachdem der Assistenzhund in das Leben dieser Familie kam, waren die Fortschritte, die das Mädchen machte, ziemlich offensichtlich. Sie konnte innerhalb kürzester Zeit ohne Schwierigkeiten laufen und fühlte sich durch den Hund regelrecht ermutigt, mit anderen Menschen zu sprechen.
Eine Partnerschaft auf Basis von Vertrauen und Verständnis
Die aktive Teilnahme am täglichen Lebens kann auch für Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und anderen traumabedingten Störungen eine Herausforderung sein. Aufgrund ihrer militärischen Ausbildung verspüren die betroffenen Soldaten oft Symptome wie erhöhte Wachsamkeit und Anspannung, sodass sie eher Abstand von anderen halten oder viel Raum für sich brauchen.
Bei diesen Fällen wird der Assistenzhund darauf trainiert, als eine Barriere zwischen Kunden und Außenwelt zu dienen – also, um andere Menschen auf einer Distanz zu halten, mit der sich der PTBS-Betroffene wohlfühlt, beispielsweise wenn man in einer Warteschlange an der Kasse in einem Geschäft steht.
Menschen, die an PTBS leiden, können zudem Probleme mit unkontrollierbaren Flashbacks, Angst- oder Panikattacken, Depressionen und Albträumen haben. Selbst Gerüche oder alltägliche Geräusche wie eine zuschlagende Tür können alte Erinnerungen an traumatische Erlebnisse abrupt auslösen.
Die Hunde lernen durch visuelle und/oder auditive Reize auf das Verhalten der Betroffenen zu reagieren und bestimmte Verhaltensmuster frühzeitig zu unterbrechen. Deshalb wissen die speziell trainierten Hunde auch, wie sie Angstzustände erkennen und die Symptome linder oder unterbrechen können.
Das geht zum Beispiel, indem sie die Aufmerksamkeit des Besitzers auf etwas anderes lenken, ihn an einen sicheren Ort bringen oder ihn aus einem Albtraum aufwecken. Sie können ihm sogar Medikamente und Wasserflaschen bringen, wenn nötig. Am wichtigsten ist für die Kunden besonders eines: Dass die Hunde nicht über sie urteilen. Stattdessen sehen sie sie als Partner und geben Mut, Hoffnung und die Kraft, nicht aufzugeben.
Lerne das Team “Echo Sierra” kennen und sehe selbst, wie der PTBS-Assistenzhund Emma dem Soldaten geholfen hat.
Neben Autismusbegleit- und PTBS-Assistenzhunden für Menschen mit einsatzbedingten oder berufsbedingten Traumatisierungen bildet der Verein „Rehahunde Deutschland“ auch weitere speziell trainierte Hunde aus:
● Assistenzhunde für Menschen mit Mobiltätseinschränkungen
● Assistenzhunde mit unterschiedlichen Assistenzleistungen und Schulhunde
Alle Hunde werden individuell auf das Krankheitsbild des betroffenen Menschen
ausgebildet.
Besuche „Rehahunde Deutschland„, um mehr zu erfahren.